Seminararbeit Wikis
Überblick und Architektur
Index
Geschichte
- Schon 1972 wurden die ersten Schritte in Richtung der modernen Wikis getan.
- An der Carnegie-Mellon University gab es das System ZOG, bei dem mehrere Benutzer Textdateien editieren konnten um einen Informationsaustausch zu ermöglichen.
- Hiervon möglicherweise inspiriert wurde von Bill Atkinson HyperCard entwickelt und mit einer frühen MacOS Version ausgeliefert.
- Dies gilt als direkter Vorgänger, da es von Cunningham zur Entwicklung des ersten Prototyps eines "echten" Wikis benutzt wurde.
- Dieser brachte 1995 unter der Adresse seiner Firma c2.com das später WikiWikiWeb getaufte System online, das dort auch heute noch existiert und weiterhin eines der weltweit größten Wikis ist.
- Ursprünglich war es als Datenbank und Plattform zum Austausch über Software Patterns in Benutzung, beheimatete aber später auch die Gemeinde des Extreme Programming und schließlich ein Diskussionsforum über Wikitechnologie und -kultur selbst.
- Schon bald wurde die Idee des WikiWikiWebs aufgegriffen und die ersten Clones geschrieben. Cunningham förderte dies, indem er den Quelltext des Wikis in sich selber hostete und es zur freien Software machte.
- Den großen Durchbruch brachte jedoch die Wikipedia, eine von jedem editierbare, kostenlose online-Enzyklopädie. Diese wurde im Jahr 2001 von den professionellen Editoren von Nupedia ins Leben gerufen, die die Nutzbarkeit von Wikis für diesen Zweck entdeckten.
- Im Jahre 2002 wurde schließlich die erste kommerzielle Wiki-Applikation veröffentlicht und schon bald folgten viele weitere, auch wenn weiterhin OSS den Markt für Wikis beherrschen.
- In den folgenden Jahren brach ein regelrechter Wikirausch aus, der nicht zuletzt auch von anderen Entwicklungen freien Informationsaustausches, wie zum Beispiel Blogs, gefördert wurde.
Benutzung
Die Benutzung der Wikis ist bewusst möglichst einfach gehalten.
Außer einer eventuellen Anmeldung auf der jeweiligen Seite genügt meist ein Klick auf den meist am Ende jeder Seite vorhandenen "edit" link, um den text der Seite zu editieren. Diese kann dann mit ihrem neuen Inhalt gespeichert werden und steht dann sofort weiteren Besuchern zum Lesen oder weiterem Editieren zur Verfügung.
Die Verknüpfung der Seiten im System erfolgt ebenso simpel durch die Verwendung von WikiWörter oder Markup. Ein solches Wort wird im Text automatisch erkannt und mit der Seite mit dem entsprechenden Titel verlinkt. Existiert sie noch nicht, so kann sie ebenso einfach angelegt werden.
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von weiteren interessanten Features die in den meisten Wikisystemen zur Verfügung stehen. Zum Beispiel mit Hilfe von Interwiki lassen sich Seiten auf anderen Wikis direkt verlinken und ermöglichen es so, aus allen Wikis ein Netz zu bilden.
Beispiele
Das http://www.worldwidewiki.net/wiki/ listet zur Zeit (11/05) 1141 Wikis weltweit. Sicherlich gibt es jedoch auch sehr viele private bzw. nicht öffentlich zugängliche Wikis, so dass die eigentliche Zahl wesentlich höher liegen sollte. Hierauf deuten vor allem die großen Downloadzahlen der wesentlichen Wikis hin.
Die Liste der weltweit größten Wikis wird selbst auf dem derzeit weit führenden Wiki gehostet, der englischen Version der Wikipedia. Auch viele andere Wikis in dieser Liste gehören zum Verbund der Wikipedien, bzw. ihrem Schwesterprojekt Wiktionary.
Es gibt jedoch auch eine ganze Liste weiterer Wikis mit beachtlicher Größe, wie zum Beispiel das "Urwiki" auf c2.com, The TV IV oder Sensei's Library. Hierbei ist auffällig, dass dies zunächst erst einmal Themen sind, die vor allem Informatiker und andere Technikorientierte begeistern.
Kleinere Wikis werden jedoch meistens als Diskussionsforum für einzelne sehr spezielle Themen genutzt.
Kultur
Jeder kann die Seiten eines Wikis ändern. Dies bedeutet aber natürlich auch, dass jeder alle Seiten beliebig löschen darf. Deshalb entwickelte sich in ihrem Umfeld schnell eine besondere Kultur.
Die Vorteile dieser sehr laxen Politik liegen auf der Hand. Die Wikis werden als äußerst demokratisch angesehen, da kaum eine Zensur möglich ist. Dies fördert den freien Meinungsaustausch und bietet eine Plattform für unterdrückte Minderheiten. Durch sie wird außerdem ein schneller Aufbau vieler Informationen mit Hilfe der Kollaboration vieler Benutzer ermöglicht, wie am Beispiel der Wikipedia klar wird.
Es gibt natürlich auch wesentliche Nachteile.
Als EditWars werden schnelle Änderungen einer Seite zwischen zwei Standpunkten bezeichnet,die durch Meinungsverschiedenheiten zweier Benutzer oder Gruppen entstehen. Die
Wikis werden außerdem immer häufiger von Spam heimgesucht, der Mithilfe von automatischen "Robotern" in viele Seiten nacheinander eingefügt wird.
Aber auch viele andere Probleme tauchten im Laufe der Zeit auf. Als Threadmode wird das Abgleiten von Beiträgen in Diskussionen bezeichnet. Ganze Seiten können so sehr schnell unübersichtlich werden, so dass die eigentlichen Informationen nur noch schwierig auffindbar sind.
Weitere Probleme sind zu viele, insbesondere ungenaue Informationen und das Abspalten von Seiten mit dem gleichen oder sehr verwandten Themen, die das Finden und einfache Bearbeiten extrem erschweren.
All dies führt zu einer besonderen Netiquette, sowie neuen Funktionen um einigen dieser Probleme begegnen zu können.
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© Christoph Mewes, 2005