13.12.2013

Wissen, was Spaß macht

Die Slammer des Science Slam an der FH Wedel.

Alle Slammer beim 3. Wedeler Science Slam (von links nach rechts): U. Hoffmann (Moderator; FH Wedel), Sven Reinck (Ehemaliger FH Wedel), Marcus Riemer (FH Wedel), Marina Krotofil (TUHH) und Hermann Höhne (FH Wedel).

Hermann Höhne gewinnt den 3. Wedeler Science Slam.

Beim Science Slam kommt es darauf an, innerhalb kürzester Zeit, gut verständlich und unterhaltsam die eigene Forschungsarbeit vorzustellen. Zum dritten Mal sind am Freitag Nachwuchswissenschaftler auf die Audimax-Bühne der Fachhochschule Wedel (FH Wedel) getreten. Gewonnen hat den 3. Wedeler Science Slam der Informatik-Student Hermann Höhne.

Raus aus dem Elfenbeinturm, rauf auf die Bühne. Beim Science Slam stellen Wissenschaftler und Jungforscher ihr Fachgebiet einem großen Publikum vor. Die Slammer haben zehn Minuten, um mit viel Chuzpe, Charme und Witz den Zuschauern komplexes Wissen darzustellen. Das Publikum entscheidet am Ende über den Sieger: Hermann Höhne hat mit seinem Slam über sich selbststeuernde Einhörner im Computerspiel Robot Unicorn Attack das Prinzip der Bildverarbeitung in der Technischen Informatik erklärt und die Sieger-Trophäe gewonnen.

Hermann Höhne ist 26 Jahre alt, Studierender der FH Wedel und trägt auf der Bühne ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift „Schei? Encoding“. Aus seinen Seminaren der Bildverarbeitung in der Technischen Informatik und seinem Hobby hat er ein Computerspiel entwickelt, das keinen Spieler mehr braucht.

Den Slam beginnt Höhne mit einem Witz: „Das Informatik-Studium an der FH Wedel  lässt einem keine Zeit mehr, Computerspiele zu spielen. Ich wollte aber trotzdem nicht darauf verzichten und habe mir deshalb ein Spiel programmiert, das sich von selbst spielt und mich nicht mehr braucht.“

Befehl: Farbe Magenta = Laufen.

Auf der Leinwand ist ein regenbogenfarbenes Einhorn zu sehen, das permanent in eine Richtung läuft und über tiefe Abgründe springt. Herman Höhne und das Publikum schauen zu. Funktionieren tut das, weil Höhne dem Einhorn beigebracht hat, Gefahren wie Schluchten und Steine, per Farbwert zu erkennen und ihnen auszuweichen. Der Informatik-Student greift dabei auf die Erkenntnisse der Bildverarbeitung zurück, die er aus dem Studium kennt: Der Boden und die Steine sind in der Farbe Magenta. Solange das Einhorn den Farbwert Magenta unter seinen Füßen erkennen kann, läuft es; sobald sich der Farbwert verändert, springt es und umgeht so das Hindernis.

Das Publikum grölt, lacht und versteht das Prinzip, das dahinter steckt. Die Geschichte vom Robotereinhorn funktioniert. Denn Höhne stellt Schritt für Schritt seine Vorgehensweise bei der Programmierung dar, erzählt pointiert und setzt Torten als Grafiken ein, die das Farbwertsystem für Computer erklären.

Praktische Anwendung: Verkehrssicherheit

In der Automobilindustrie wird dieses Prinzip bereits eingesetzt. Damit machen Spurhalteassistenten das Autofahren sicherer. Denn sie erkennen die Fahrbahnlinien. Nähert sich das Auto den Farblinien wird der Fahrer gewarnt und davor bewahrt von der Fahrbahn abzukommen. Nach nur 10 Minuten, wird dem Publikum klar, wie Fahrassistenzsysteme und Bildverarbeitung zusammenhängen.

Und der Science Slam will genau das. Alex Dreppec startete 2006 den ersten wissenschaftlichen Kurzvortragswettbewerb, um Wissenschaft für jeden verständlich und zugänglich zu machen. Die Idee kam dem ursprünglichen Poetry Slammer, als er seine Dissertation über die Verständlichkeit von wissenschaftlichen Texten schrieb. Sein Ziel ist: Wissenschaft soll gehört werden und begeistern; ihren Elfenbeinturm verlassen und in die Mitte der Gesellschaft treten. Denn zu ihrem Wohl und Fortschritt wird Wissenschaft gemacht.