02.08.2018

ElbWalker – neues Start-up an der FH Wedel

v.l.n.r. Ayla Jürgensen, Alexander Kirtzel und Kristina Engel von ElbWalker

Kristina Engel und Alexander Kirtzel, Absolventen der Fachhochschule Wedel, haben vor kurzem das Gründungsstipendium Schleswig-Holstein erhalten. Das Gründerduo überzeugte die Jury mit ihrem Analysetool ElbWalker, mit dem sie das Nutzerverhalten auf Webseiten detailliert und einfach analysieren können. Es ist als Erweiterung des Analyse-Tool-Marktführers Google Analytics gedacht und ermöglicht Seitenbetreibern, auch ohne Programmierkenntnisse ausführliche Nutzerdaten zu erheben.

Aus fehlenden Daten wird eine Idee
„Während meiner Master-Arbeit im Fachbereich E-Commerce bei About You musste ich feststellen, dass ich keinen Zugang zu den Daten hatte, die ich eigentlich auswerten wollte“, erzählt Engel. Fast zeitgleich bemerkte auch Kirtzel, Bachelor-Absolvent im Fach Wirtschaftsinformatik, dass es sehr schwer war, entsprechende Onsite-Daten zu erheben. Die Idee für ElbWalker war geboren.

Engel schwenkte kurzerhand um. In ihrer Thesis untersuchte sie nun den Markt und führte Firmenbefragungen durch. Schnell stellte sich heraus, dass auch bei Unternehmen ein Bedarf nach passgenauen Daten vorhanden ist. Währenddessen programmierte Kirtzel mit ElbWalker einen Algorithmus, der Webseiten „abläuft“ und Aufschluss über das individuelle Nutzungsverhalten der Besucher gibt.

„Mit Standard-Tracking-Tools erfährt der Betreiber lediglich, über welches Endgerät die Nutzer gekommen sind, wie oft sie eine Seite angeschaut haben oder an welcher Stelle sie abspringen“ erklärt Engel, die vor kurzem ihr Studium abgeschlossen hat. „Allerdings ist ohne großen Programmieraufwand nicht ersichtlich, was im Detail auf den Unterseiten passiert“, ergänzt Kirtzel. Spezialagenturen könnten diese Daten erheben, allerdings für teures Geld: 30.000 Euro aufwärts – vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen nicht machbar.

ElbWalker funktioniert einfach und schnell: Der Algorithmus erweitert die Datengrundlage von Google Analytics und schaltet fehlende Berichte frei – nun können mehr Daten erhoben werden. „Bildlich gesprochen schauen wir mit ElbWalker den Nutzern über die Schulter. Wir können herausfinden, welche Produkte am häufigsten in den Warenkorb gelegt, aber doch nicht gekauft wurden oder an welcher Stelle der virtuellen Kasse die meisten Kunden aussteigen“, erklärt Kirtzel. Mit Hilfe dieser Daten können Online-Shop-Betreiber Optimierungspotenziale ausschöpfen.

Neue Möglichkeiten durch das Gründungsstipendium Schleswig-Holstein
Dr. Florian Schatz ist Studiengangsleiter des Studiengangs E-Commerce. Er betreute Engels Master-Arbeit und ermutigte das Duo, sich für das Gründungsstipendium Schleswig-Holstein zu bewerben. Es gelang ihnen prompt, die Jury mit ihrer Geschäftsidee zu überzeugen. Nun erhalten Engel und Kirtzel sechs Monate lang 1.600 Euro plus Sachmittel und Beratung  – mit Option auf Verlängerung. „Das Stipendium eröffnet uns natürlich ganz andere Möglichkeiten“ geben die beiden offen zu. Kirtzel kündigte seinen Job, auch Engel widmet sich nun ganz dem Start-up. „Nun startet die Pilotphase“ sagt Kirtzel. Im Live-Betrieb soll die Software getestet werden. Außerdem haben sie vor, das Preismodell zu validieren. „Uns ist wichtig zu sehen, ob die Kunden klarkommen oder ob es noch Fallstricke gibt, die wir noch nicht bedacht haben“. Der Markteintritt ist im kommenden Jahr geplant. Auch ein Folgeprodukt haben sie bereits im Auge: Sie planen, ein Tool zu konzipieren, das Webanalyse-Daten durch Push-Nachrichten auf dem Smartphone bereitstellt – mit konkreten Handlungsempfehlungen für den Webseitenbetreiber.

Zum Netzwerken ins Silicon Valley
Beim Start-Up-Wettbewerb für Schleswig-Holstein „Überflieger“ belegten Engel und Kirtzel den dritten Platz. Finanziell unterstützt durch den Wedeler Hochschulbund e.V., dem Förderverein der Hochschule, wird Engel Ende des Monats zu einer Delegationsreise nach San Francisco aufbrechen. „In der ersten Woche werden wir Firmen im Silicon Valley besuchen“, berichtet Engel. „In der zweiten Woche statte ich namhaften Hochschulen wir Berkeley und Stanford einen Besuch ab“. Dort werden Start-ups in sogenannten „accelerators“, wörtlich übersetzt „Beschleunigern“, in der Frühphase der Gründung durch intensives Coaching unterstützt. Gründerinnen und Gründer bekommen Zugang zu Arbeitsplätzen oder bekommen die Möglichkeit, sich mit Experten aus der Branche zu vernetzen. „Das möchte ich mir unbedingt ansehen“, so Engel.

„Netzwerken ist das A und O“
Die beiden Gründer sind äußerst umtriebig, was das Netzwerken angeht. Ständig sind sie auf Achse, treffen Experten aus der Branche und tauschen sich mit Kommilitonen und Mentoren aus – auch über Fächergrenzen hinweg. Ihr Tipp an gründungsinteressierte Studierende: „Wendet euch an Mentoren, denn sie haben spannende Kontakte und ermutigen euch“. Auch Events wie die Meetups, die auch an der FH Wedel stattfinden, sind sehr hilfreich. „Außerdem kann ich mir vorstellen, dass es besser ist, direkt nach dem Studienabschluss zu gründen. Noch bevor man sich an den Komfort eines Konzerns gewöhnt hat“, sagt Kirtzel mit einem Augenzwinkern.

Seit zwei Wochen ist nun auch Ayla Jürgensen an Bord, die den Studiengang E-Commerce im Herbst mit einem Bachelor abschließen wird. Sie verfasste ihre Abschlussarbeit zum Thema Entrepreneurship und wird das Start-up bei Themen wie Performance Marketing, Web-Analytics, Marketing Intelligence oder datengetriebenem Marketing unterstützen.

www.elbwalker.com